Reisebericht

Tagesbericht vom 26.07.2002

Jeden Tag noch früher. Heute gibt es nicht einmal einen Kaffee. Aber bevor die Toyota Garage um 07:00 Uhr in Seattle die Tore öffnet, sind wir an der Position Nord 47° 36' 59.99“ und West 122° 20' 19.62“. Diese blöden Computer! Wie kann man ein Fahrzeug zur Reparatur annehmen, wenn die Adresse, die Chassisnummer, und, und, und nicht den amerikanischen Formaten und nicht den Plausibilitätsregeln entsprechen, die der Programmierer programmiert hat? Das Auswechseln eines Stossdämpfers scheint leichter zu sein, als das Auto zu dem der Stossdämpfer gehört durch die Reparaturannahme zu bringen. Gespannt warten wir in der Wartehalle der Toyota Garage auf die Dinge, die geschehen sollen.
„May I speak to Mrs. Schneidinger” tönt es plötzlich “we have a problem”. Das haben wir uns doch gedacht: so reibungslos wird es auch dieses Mal nicht ablaufen. Es wäre sonst zu schön. Klar hat er ein Problem, der Garagenchef, wenn die Stossdämpfer für die Vorderräder bestimmt sind und auf dem Service Order steht „Rear Shoks“. Dieser blöde Computer. Aber solange nur Irrtümer berichtigt werden müssen, ist der Tag gesichert. Um 10:00 Uhr stellt der Bosnische Mechaniker Sir James geflickt auf den Parkplatz. Wir fahren zum ‚Firestone Tire and Service Center', wo die Toyota Garage zwei Pneus für uns bestellt hat. Wir lassen dort die letzten beiden Reifen aus der Schweiz ersetzen. Interessanterweise kennen die Amerikaner unsere Reifenmasse nicht. In Europa haben wir für Reifen das englische Masssystem und die Amerikaner kennen nur das metrische Masssystem. Die Reifen müssen deshalb speziell angeliefert werden. Wir machen mit dem Tireservice (wieso die Amerikaner ‚Tyre' ‚Tire' schreiben, weiss ich auch nicht) einen Termin um 14:00 Uhr ab, dann, wenn die Reifen montiert sein sollten. In der Zwischenzeit gehen wir etwas für heute Abend einkaufen, denn heute sind wir genau 7 Monate unterwegs und Sir James ist wieder bereit für neue Abenteuer. Das muss gefeiert werden! Nachdem der Firestone Service erst montiert, wenn er sicher ist, dass wir diese Pneus auch wollen, wird es 15:00 Uhr bis wir abfahren können. Aber wir sind froh, dass uns jemand in Amerika Pneus auf unsere Sprengringfelgen montiert. Scheinbar hat es einmal eine Sammelklage gegen einen Sprengringfelgenhersteller gegeben, weil ein Ring davonflog. Obwohl es durchaus verständlich erscheint, dass bei einem Sprengring ab und zu etwas davonfliegt! Auf der sechs plus vier Autobahn (sechs normale und vier zusätzliche Fahrspuren, je nach Verkehrsaufkommen in der Mitte oder im Parterre der mehrstöckigen Autobahn) fahren wir auf der Expressspur schnell in den Stau bei Everett. Wir nehmen an, dass die Seattler um ca. 15:00 Uhr mit der Arbeit aufhören, damit sie gleichen Tags nach Hause kommen.
Aber wir finden ihn. Den Rastplatz in ‚Granite Falls'. Nach langem Suchen (und kurzem Fluchen) resp. dem Austesten aller Möglichkeiten bleibt nur noch die Flucht nach vorne. An der Position Nord 47° 39' 40.37“ und West 122° 17' 48.81“ kommt Sir James mitten im Wald zum Stehen. Die Mücken und Schnecken freuen sich, dass endlich ein Gast kommt. In Scharen begrüssen sie uns. So haben wenigstens alle etwas von unserem Besuch. Sir James erhält noch ein bisschen Wasser. Nicht für ihn, für uns. Damit wir wieder sauber gereinigt zum Ausbetten kommen, am Morgen.

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