Tagesbericht vom 07.03.2002
Schwups, und fort ist das Telephon. Einfach beim Vorbeilaufen aus der Hemdentasche gezogen. Ich drehe mich um. Dort rennt er. Ich hinten nach. (Anmerkung von Liseli: Bobo kann wahnsinnig schnell spurten. Schade hat er die Anmeldung für die nächste Olympiade verpasst.) Er kommt nicht weit. Dummerweise rennt der Bursche in einen Hof, wo ihn zwei ältere Einheimische stoppen und am Kragen nehmen. Einer führt den Burschen zu mir und fragt, ob das der Bursche sei, der mich bestohlen habe. Ich antworte nur: „If he has my phone, then…“. Er hat mein Telephon und so ist alles wieder in Butter. Das ist auch das Ende eines langen Einkaufstages in Durban.
Dummerweise braucht das Visum für Indien eine Woche. Hätten wir das Visum bereits als wir angekommen sind beantragt, so wären wir am Montag bereit weiter zu fahren. Jetzt müssen wir neu planen und irgendwo und wann einen Wochenhalt einschieben, wo es ein indisches Konsulat gibt. Eine weitere Woche in und um Durban herum zu verbringen ‚stinkt' uns. Besonders auch deshalb, weil das Wetter nicht mitspielt und wir einen Regenschirm kaufen müssen. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf und kaufen gleich einen Golfschirm, für umgerechnet CHF 13.--. (Den Badeanzug, den mir Edith gegeben hat brauche ich im Moment auch nicht. Aber das wird sich bestimmt wieder ändern.)
Kommt er, oder kommt er nicht? Wir schauen aus dem 21-sten Stock aufs weite Meer – weit und breit kein Sir James. Zwar schwimmen zur Zeit 5 Schiffe vor dem Hafenbecken und warten auf die Einfahrt. Morgen schon sollte die Singapore mit Sir James an Bord einlaufen, allerdings wahrscheinlich erst gegen den Abend, soweit die Meldung von Edi von P&O Nedlloyd. Da morgen leider Freitag ist, werden wir Sir James erst am Montag wieder sehen. Schnell ist er geschwommen, unser Sir James, ja, ja, auch das kann er!
A propos 21-ster Stock, das würde stimmen, wenn nicht der 13-te Stock fehlen würde. Deshalb sind wir physisch gesehen nur im 20-sten Stock. Trotzdem eignet sich dieses Hotel bestens für alle Bungie-Jumper (hoffentlich schreibt man das so), da am Fenster steht: ‚The windows in this guest room open fully and guest with young children should exercise care'.
Jetzt sind wir eben vom anderen Tower zurückgekehrt. Er hat 32 Stockwerke und hat ein Drehrestaurant, in welchem food italienischer Art serviert wird. Den Parma-Schinken, den Crevettencocktail, die Spaghetti Bolognese und den Sole ‚Roma', sowie das Tiramisu und die Sa...one (das mit dem Ei, dem Marsala und Zucker) kann ich nur empfehlen (alles included CHF 50.-). Ausserdem kann man wieder einmal einen Espresso trinken in diesem (leider) von Engländern geprägten Land, wo der Geschmacksinn....
Das Rinderfilet gestern im Steakrestaurant war zwar auch gut. Doch im Vergleich mit Smith-Wollensky in New York, ziehe ich letzteren vor. Auch wenn die Preise sich kaum vergleichen lassen (CHF 10.-). Und der Wein in Südafrika ebenfalls ausgezeichnet ist.
Den Taxifahrer haben wir nach dem Verbleiben der vielen Gäste gefragt. Es ist nicht die Flugkrise, es ist nicht der Preis, es ist schlechthin der Name ‚Durban', den viele Gäste abhalten hierher zu kommen. Durban und andere Städte Südafrikas müssen scheinbar bekannt sein für Diebstahl, Überfälle auf Touristen und für einen kaum vorhandenen Justizapparat. Und das, obwohl fast an jeder Strassenecke ein Aufpasser mit Schlagstock, Peitsche oder anderem dergleichen Gerät steht. Die Asiaten reagieren auf diese Dinge sehr rasch und bleiben fern (Null, Zero, keine Japaner).
Obwohl ich Südafrika bis jetzt nur ein bisschen kennen gelernt habe, kann ich mich für Westafrika eigentlich mehr begeistern. Die Stimmung in Westafrika ist fröhlich und heiter, in Südafrika eher englisch, zurückhaltend und gedämpft. Die Strassen in Durban sind in der Nacht menschenleer; die Stadt wirkt wie ausgestorben. In den Westafrikanischen Städten herrscht in der Nacht ein buntes Treiben mit viel Gesang (Gospelsongs) und Musik, welche einem immer an New Orleans erinnert. Kunststück: die meisten Westafrikaner und Amerikaner in Louisiana haben auch die gleiche Abstammung.
Die Westafrikanische Bevölkerung wirkt auch viel eleganter: z.B. die schlanken, hochgewachsenen Senegalesinnen. Die hiesigen Zulus sind irgendwie gedrängter, klein, oft kugelrund und haben Mühe sich fortzubewegen.